Schuldig oder unschuldig?

Viele Hundehalter würden darauf schwören, genau zu erkennen, ob ihr Hund während ihrer Abwesenheit etwas Verbotenes gemacht hat oder nicht. Dabei setzen Hunde nur dann ein "schuldbewusstes Gesicht" auf, wenn ihr Mensch Schelte ankündigt, wie eine amerikanische Wissenschaftlerin herausfand.

 

Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie kommen nach Hause und finden etwa einen ausgeräumten Mülleimer – und Ihr Hund schleicht mit eingezogenem Schwanz und angelegten Ohren in sein Körbchen. Die meisten Halter interpretieren dieses Verhalten als Eingeständnis seiner Schuld, dass er sich seines Fehlverhaltens bewusst ist und jetzt dafür schämt oder um Verzeihung bittet.  Dass dies eine typisch menschliche Sichtweise ist und Hunde stattdessen alleine auf das Verhalten ihres Menschen reagieren, hat eine amerikanische Forscherin 2010 durch einige interessante Versuche herausgefunden.

14 Hundehalter wurden angewiesen, ihren Hunden einen besonderen Leckerbissen zu verbieten und anschließend den Raum zu verlassen, in dem sich Hund, Leckerli und die Wissenschaftlerin befanden. Alexandra Horowitz vom Barnard-College in New York verführte dann einige Hunde dazu, das begehrte Futter zu fressen, andere Hunde hinderte sie daran. Anschließend wurden die Hundehalter wieder hereingebeten und darüber aufgeklärt, ob ihr Hund sich an das Verbot gehalten hatte oder nicht. Allerdings sagte Horowitz nur einer Hälfte der Halter die Wahrheit, die andere Hälfte log sie an, der eigentlich brave Hund habe das verbotene Futter gefressen, bzw. der ungehorsame Hund, der es tatsächlich gefressen hatte, habe es nicht angerührt.

Anhand von Videoaufzeichnungen konnte ermittelt werden, dass nicht diejenigen Hunde einen generell schuldbewussten Eindruck machen, die tatsächlich das Verbot übertreten hatten, sondern die, deren Besitzer genau dies angenommen hatten. Den "schuldigsten" Eindruck machten dann auch die Hunde, die eigentlich brav waren und zu Unrecht von ihrem Menschen geschimpft wurden, berichtet Horowitz in Science direkt. Ihr Verhalten, das wir als Schuldbewusstsein interpretieren, dient alleine dazu, den Menschen zu beschwichtigen und die aufgekommene Disharmonie zu beseitigen.

Untersuchungen an Hundegruppen zeigen, dass manche Hunde bewusst Verbote übertreten, etwa Futter stehlen, das ihnen eigentlich nicht zusteht – und dabei meist sehr dezent und unauffällig vorgehen. Allerdings werden Verhaltensweisen der Sozialpartner immer mit der momentanen Situation in Zusammenhang gebracht, nicht mit einer aus der Vergangenheit. Und auch Ihr Hund reagiert nicht auf das längst vergangene und übertretene Verbot, sondern auf Ihre aktuellen Signale: Gestik, Mimik und sprachliche Äußerungen, durch die Sie Ihr Missfallen mitteilen, und versucht, dies durch seine Beschwichtigung wieder aufzuheben.

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