"Target" war für viele US-Amerikaner eine Heldin. Nachdem die Mischlingshündin in Afghanistan einen Selbstmordattentäter entlarvte und wahrscheinlich eine Katastrophe verhinderte, sollte sie ihren Lebensabend in den USA verbringen – wo sie "versehentlich" eingeschläfert wurde.
Es beginnt wie eine typisch amerikanische Cinderella-Geschichte, doch leider ist es eine Geschichte ohne Happy-End.
Als ein mit Sprengstoff beladener Selbstmordattentäter am 11. Februar 2010 in US-amerikanische Soldatenunterkünfte in Afghanistan eindrang, waren es keine Soldaten, die ihn aufhielten, sondern drei afghanische Straßenhunde. Die Streuner verbellten und attackierten den Terroristen so energisch, dass der seine Bombe vorzeitig explodieren ließ – und einen der tapferen Hunde mit in den Tod riss. Zwei Mischlingshunde überlebten und wurden als "Target" und "Rufus" zu Helden. Schnell fanden sich laut The New York Times zwei Familien in den USA, die die Hunde einfliegen ließen und ihnen einen schönen Lebensabend bescheren wollten. Sogar in diversen Shows, etwa bei Oprah Winfrey, trat "Target" auf, wurde zum "Hund des Jahres" gekürt und besaß sogar eine eigene Seite bei Facebook.
Doch es ist nicht leicht, sich als ehemaliger Straßenhund an ein geregeltes Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten anzupassen. "Target" gewöhnte sich an den schon vorhandenen Artgenossen in der neuen Familie wie an Hundefutter, und benutzte auch gerne die Hundeklappe. Als sie dann ihrer Gewohnheit folgend die neue Umgebung zu ausgiebig erkundete, landete sie unverhofft im Tierheim.
Dort ging wohl irgendetwas gründlich schief. Etwa, dass von etwa 8 Millionen Tieren, die pro Jahr in US-amerikanischen Tierheimen landen, ca. die Hälfte eingeschläfert wird! Und dass "Target" von einer Angestellten verwechselt und irrtümlich eingeschläfert wurde! Kein Einzelfall, wie ehemalige Angestellte berichten. Bislang wurden diese Missstände wenig beachtet. Doch dank "Target", die einen Krieg samt Selbstmordattentäter überlebte, nicht aber ein amerikanisches Tierheim, erhält der Tierschutzgedanke auch in den USA langsam Aufwind, etwa durch die Organisation No Kill Advocacy Center, die auch die Kennzeichnung von Haustieren empfiehlt.