Ihr Geruchssinn hilft Menschen seit Tausenden von Jahren bei der Suche nach vermissten Menschen, Schimmelpilz und sogar Krankheiten. Ihre Fähigkeit, auch Tiere aufzuspüren, wird schon in einigen Ländern erfolgreich genutzt, jetzt auch in Deutschland, zumindest in ersten Ansätzen.
Das enorme Riechvermögen eines Hundes kann kein Mensch nachvollziehen, die Informationen, die sie wahrnehmen und verarbeiten können, bleiben uns Microsmaten (die mit dem wohl schlechtesten Geruchssinn im Tierreich) oft genug völlig verborgen. Hundenasen beherbergen schon wesentlich mehr Riechzellen als Menschen; zum Vergleich: in Menschennasen finden sich etwa 5 Millionen, in der eines Schäferhundes 220 Millionen. Beim Schnüffeln nehmen sie Gerüche durch kurze Atemzüge sehr schnell auf und können auch noch unterscheiden, ob durchs rechte oder linke Nasenloch, wodurch ihnen die exakte Lokalisierung entfernter Duftquellen möglich ist. Letztendlich ist ihr Riechhirn deutlich größer als unseres und damit die Verarbeitung der aufgenommenen Informationen.
Helfer beim Zoll
Diese Fähigkeiten nutzen wir für sehr viele Aufgaben wie das Aufspüren von Sprengstoffen, Drogen und Waffen, aber auch für den Artenschutz. So spüren am Flughafen Frankfurt zwei speziell ausgebildete Spürhunde des Zolls Schmuggler auf bzw. geschmuggelte, meist streng geschützte Pflanzen und Tiere und deren Teile, z.B. Elfenbein, Korallen, Schildkrötenpanzer und illegale Jagdtrophäen, wie der WWF berichtet. Die Artenschutzhunde sind mittlerweile in vielen internationalen Flughäfen tätig und verderben vielen Schmugglern ihre sonst einträglichen Geschäfte.
Helfer gegen Invasionen von Aliens
Ein weiteres Beispiel für den Artenschutz-Einsatz ist Guam, eine Insel im westpazifischen Ozean, die seit Jahren von der Braunen Nachtbaumnatter Boiga irregularis geradezu leergefressen wird. Die Schlangen sind wohl zufällig aus südpazifischen Inseln und Australien mit Frachtgütern eingereist. Auf Guam fanden sie herrliche Zustände, rotteten dabei schon mehrere dort heimische Vogelarten aus und vermehrten sich derart schnell, dass die Vertreter dieser invasiven Art seit Jahren systematisch verfolgt werden. Zu den Verfolgungsmethoden zählen auch Spürhunde, die sie v.a. an Flughäfen auffinden, bevor sie etwa die hawaiianischen Inseln oder das amerikanische Festland „befallen“ können, die zu den häufig angeflogenen Zielen zählen. Dort würden sie wahrscheinlich ähnlichen Schaden in der Tierwelt ausrichten wie schon auf Guam.
Nun werden Hunde auch in Deutschland im Sinne des Natur- und Artenschutzes eingesetzt, denn mit einer entsprechenden Ausbildung finden Hunde so ziemlich alles, was riecht. Spektrum der Wissenschaft hat einige dieser Spürhunde begleitet.
In Süddeutschland bereitet der Asiatische Laubholzbockkäfer Anoplophora glabripennis den Förstern Sorge. Auch dieser Käfer reiste aus seiner Heimat Ostasien mit eingeführten Gütern, meist Hölzern aus China, nach Europa. Unter den heimischen Bäumen richtet er großen Schaden an, v.a. da man den Befall mit den „verfressenen“ Larven erst sieht, wenn es schon zu spät ist. Bei einer weiteren Ausbreitung wäre der wirtschaftliche Schaden enorm, ganz zu schweigen vom ökologischen. Seine Expansion versucht man nun mit Spürhunden aufzuhalten, die Larven in scheinbar gesunden Bäumen erschnüffeln, bevor sie sich verpuppen und weiter vermehren.
Helfer beim Artenschutz
Amerikanische Biologen setzen schon lange auf Hunde bei der Suche nach interessanten Tierarten, helfen dabei, ihre Bestände zu erfassen und ihre Lebensweise zu ergründen. Dass Hunde die Exkremente von Bären und Pumas erschnüffeln können scheint keine große Kunst zu sein, wie jeder denkt, der sich schon einmal über ein benutztes Katzenklo gebeugt hat. Letztendlich ist es das schon, denn die untersuchten Gebiete sind riesig und unsere Nasen nicht wirklich dafür geeignet. Erstaunlich ist allerdings dass Hunde auch den Kot von Walen aufspüren können, der sich naturgemäß im Meer befindet, und dies über eine Entfernung von mehreren Kilometern.
Von diesen Leistungen inspiriert, setzt eine Biologin bei der Suche nach Igeln im Großraum Berlin nun auf ihren Australian Shepherd Fine. Als Ethologin hat sie ihn selbst ausgebildet und ist begeistert von seiner Motivation, nicht nur Igel aufzuspüren, sondern auch ihre Schlafquartiere und Hinterlassenschaften. Der Kot, der ohne Hund nur zufällig gefunden wird, liefert interessante Erkenntnisse über Nahrung, Gesundheitszustand und lässt sich sogar individuell zuordnen – Fine kann dies wahrscheinlich auch, wir müssten nur eine passende Methode finden, ihr diese Infos zu entlocken.
Außer dem Igelspürhund werden mittlerweile auch spezielle Helfer bei der Suche nach anderen Wildtieren eingesetzt: Waschbären, Wildschweine, Füchse, Luchse, Wölfe, Fischotter, Vögel und Fledermäuse. So kontrollieren Wildbiologen mit Hilfe ihrer ausgebildeten Hundehelfer den Verbleib angesiedelter Luchse im Pfälzer Wald, indem sie deren Beutereste, Kot, Duftmarkierungen und Wurfhöhlen aufspüren. Auch hier können die Fundpunkte nach Analyse von Luchshaaren bzw. der DNA jedem bekannten Luchs-Individuum zugeordnet werden und informieren natürlich auch über neu zugewanderte Tiere oder dem Nachwuchs. Diese Arbeit liefert wichtige Informationen über die Entwicklung der Population, indem sie die GPS-Daten der markierten Luchse ergänzt.
Ausblick
Diese Einsatzgebiete der Spürhunde haben sich noch nicht umfassend durchgesetzt, z.B. fehlen noch Zertifizierungsmöglichkeiten der eingesetzten Hunde; lediglich für Käfersuchhunde existieren Qualifizierungsnachweise. Diese Lücke will der 2016 gegründete Verein Wildlife detection dogs e. V. schließen, indem er ein Netzwerk für die Arbeit mit Naturschutzhunden und Zertifizierungen aufbaut.