Wissenschaftler der Universität Jena haben 2010 mit modernen Untersuchungsmethoden untersucht, wie Hunde sich nun genau fortbewegen - mit überraschenden Ergebnissen.
Die Forscher um Martin Fischer haben die Bewegungsmuster von 327 Hunde verschiedener Rassen auf einem Laufband mit Hochgeschwindigkeitskameras eingefangen. Beim anschließenden Vergleich zwischen den Hunden kamen sie zur erstaunlichen Erkenntnis, dass sich einerseits die Bewegungsabläufe zwischen Vertretern verschiedener Hunderassen sehr stark ähneln, aber andererseits auch große Unterschiede in den Bewegungen von Hunden derselben Rassen zu beobachten sind. „Die Unterschiede zwischen zehn Doggen sind dabei größer als allgemein zwischen einer Dogge und einem Chihuahua. So können wir ausschließen, dass das Körpergewicht Einfluss auf den Bewegungsablauf hat“, erklärt Professor Fischer, Leiter des Instituts für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie der Universität Jena.
Die Länge der Gliedmaßen von Hunden kann zwar insgesamt züchterisch beeinflusst werden, also durch eine gezielte Zucht verlängert oder verkürzt werden, ihre Proportionen sind jedoch bei allen Rassen gleich - außer bei extrem kleinwüchsigen Hunden, die wie etwa Dackel durch ein frühes Wachstumsende relativ kurze Unterarme aufweisen.
Durch weitere Röntgenvideo-Aufnahmen konnten die Forscher die Bewegungen von Knochen und Gelenken der Hunde verfolgen. Dadurch fanden sie heraus, dass die Schulter einen wesentlich größeren Beitrag an der Bewegung leistet als bisher angenommen, etwa 2/3 der Bewegung kam aus dem Schulterblatt, nur 1/3 aus Ellbogen und Schultergelenk. Damit widersprechen die Ergebnisse die bisherigen Annahmen, vorne sei hauptsächlich das Schultergelenk für den Vortrieb zuständig, wie Focus online berichtet. Diese Erkenntnisse werfen auch ein neues Licht auf den Gebrauch von Brustgeschirren, die – als Erziehungsersatz verwendet – die Bewegung der Hundeschulter stark einschränken können und bei allzu unbedarfter Verwendung zu Gelenkschäden führen können.
Die Forscher wollen ihre Erkenntnisse in Kürze in einem Buch mit DVD veröffentlichen und dadurch der Öffentlichkeit einen Einblick in die "lebendige Anatomie" der Hunde bieten.