Von der Gewöhnung zur Gewohnheit - (kurz) alleine bleiben

Hunde brauchen Gesellschaft, Sozialpartner, und sind daher nicht gerne allein. Da aber wohl jeder von ihnen irgendwann einmal in die Lage kommt, auf Artgenossen und Menschen verzichten zu müssen, ist es sinnvoll, schon den jungen Hund darauf vorzubereiten, um ihm unnötigen Stress zu ersparen.

 

Vor allem Welpen sind eigentlich nie allein. Selbst wenn die Mutter jagen geht, bleiben in einem "natürlichen" Hunderudel die Geschwister und oft auch ein "Babysitter" zurück, der auf mögliche Gefahren aufpasst. Alleine gelassen quängeln Welpen deshalb, auf Deutsch gesagt rufen sie nach Schutz und Sicherheit, denn allein zu sein ist nicht normal. Bei wild lebenden bzw. verwilderten Hunden gibt es aber auch Einzelkinder, deren – allein erziehende – Mama sich ihr Futter organisieren muss. Diese Welpen hört man höchst selten, denn die Mutter als einzige Bezugsperson ist unterwegs und reagiert nicht. Die meisten Hundewelpen lernen so ziemlich schnell, kurz alleine zu bleiben. Aber wie bringt man dies dem neuen Welpen bei?

In den ersten ein bis zwei Tagen bei Ihnen lassen Sie ihn am besten noch nicht allein, denn er ist in einer neuen Umgebung und schon deshalb verunsichert. Aber schon in den nächsten Tagen sollten Sie Ihren neuen Mitbewohner zwar bei Ihrem Tagesablauf berücksichtigen, ihn aber nicht immer mit sich "herumschleppen" bzw. ihn nicht ständig "betüdeln". Vor allem nach ausgiebigem Spiel und/oder einem Spaziergang, wenn Ihr Welpe rechtschaffen müde ist, geben Sie ihm ein Spielzeug oder einen kleinen Kauknochen in sein Körbchen und gehen – ohne Kommentar – kurz ins Nebenzimmer.

Wenn Sie wieder in sein Zimmer kommen, ignorieren Sie ihn am besten, statt ihn zu loben, denn ein Lob führt schnell dazu, dass Ihr Welpe - sehnsüchtig - auf Ihre Rückkehr wartet, weil er dann ja von Ihnen etwas Gutes bekommt. Dies ist ein schwieriger Punkt, denn jeder normale Mensch möchte den Welpen beruhigen, der sich riesig über seine Rückkehr freut. Sie helfen ihm jedoch viel mehr, wenn Sie mit den Streicheleinheiten warten, bis er sich beruhigt hat und sich mit etwas anderem beschäftigt oder zumindest ruhig hinsetzt. Dies ist wichtig, denn schließlich soll es für Ihren Hund normal bzw. bedeutungslos sein, dass Sie ihn gelegentlich und kurz alleine lassen.

Erst nach einigen Wiederholungen können Sie Ihren Welpen dann etwas länger alleine lassen und/oder auch einmal die Türe zu seinem Zimmer schließen. Lassen Sie ihn dann auch alleine, wenn Sie sich etwa um die Wäsche kümmern, den Müll fort bringen oder zum Briefkasten gehen. Erst anschließend können Sie diese Zeit etwas ausdehnen und vielleicht kurz die Nachbarn besuchen, während Ihr Welpe alleine bleibt. So können Sie die Zeit der Trennung von Ihrem Hund langsam steigern, jedoch höchstens auf etwa fünf Stunden. Länger sollte man das Rudeltier Hund, auch den erwachsenen, nicht alleine lassen, zumindest wenn er als Einzelhund bei Ihnen lebt.

Wenn Sie Ihren Welpen schon im Hausflur jammern hören, so schimpfen Sie ihn nicht. Dies würde nur den Aufbau einer guten Beziehung des Welpen zu Ihnen gefährden. Ignorieren Sie auch dies – und gehen Sie wieder einige Schritte zurück, d.h. lassen Sie ihn nur sehr kurz alleine. Neben dem Spielzeug oder Kauknochen zur Ablenkung wirkt übrigens von Ihnen getragene Wäsche beruhigend auf den Welpen oder Junghund, er fühlt sich dann nicht völlig alleine.

Durch diese Vorgehensweise, eine reine Gewöhnung oder Habituation, lernt Ihr Hund schnell, dass Sie zwar gelegentlich ohne ihn gehen, aber auch immer wieder kommen – und beides, sowohl das Gehen als auch die Rückkehr, so normal ist wie die Zimmerreinigung.

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